Delfy ist ein Delfin. Delfine sind die besten Schwimmer und die lustigsten Spielkameraden, die man sich denken kann. Es sind sehr mutige, äußerst kluge und überaus sanfte Wesen. Delfys Freund Naro ist ein Narwal. Der Narwal ist das Einhorn des Meeres, und die Tiere erzählen, er könne zaubern.

    Eines Tages finden die beiden eine Muschel. »Ui!«, sagt Delfy. »Ist die schön! Vielleicht ist es eine Hokuspokus-Muschel?« Delfy schließt die Augen. Dann murmelt er tief und innig: »Ich wünsche mir etwas ganz, ganz Besonderes.«

    »Ach, Delfy, sowas gibt es doch nur im Märchen. Komm, lass uns damit spielen.« Naro hebt die Muschel mit seinem Horn hoch und schleudert sie zu Delfy.

    Plötzlich kreischt es: »BRRR! BRRR!«, so als ob jemand ein Seepferdchen anhalten will.

    Es ist ein Krebs und diese Muschel ist sein Zuhause. Ganz verknittert und vor Ärger grün sinkt er auf den Meeresboden. Grün ist keine gute Farbe, wenn man ein Krebs ist. Oh nein, das ist sie nicht.

    »Ent… entschuldige bitte!«, stottert Delfy.

    »Seid ihr jetzt total verrückt geworden? — HICKS — Ihr dummen Fische!«

    »Ich bin ein Narwal und mein Freund Delfy ist ein Delfin. Und wir sind keine Fische.«

    Doch der Krebs scheint nichts zu hören. Er hickst immerzu und zischt: »Ihr dummen Fische — HICKS — ich bin ja schon ganz — HICKS — ganz grün!«

    Armer Krebs. So ein Schluckauf ist eine schlimme Sache.

    Durch das Geschrei werden die anderen Meeresbewohner neugierig. Der Zackenbarsch Nimmersatt mit seinem riesengroßen Maul sagt: »Am besten fresse ich den Krebs. Schnipp, schnapp, schneid ich seinen Schluckauf ab — und bin dann für ein Weilchen satt.«

    Eine Schildkröte sagt: »Nein, nein, ihr müsst seinen Kopf tief in den Boden stecken und ihn so lange am Schwanz kitzeln, bis er wieder rot wird.«

    Delfy flüstert: »Das mag gut für Schildkröten sein, die können ja den Kopf einziehen, aber für Krebse?«

    Die wildesten Schluckaufbekämpfungstipps kann man nun hören. Bis ein anderer Krebs mit seinen Scheren fuchtelt und brüllt: »Lasst mich durch, ihr verrückten Fische! Lasst mich durch!«

    Für Krebse sind alle anderen, die eindeutig keine Krebse sind, einfach nur Fische.

    Nun ist es mucksmäuschenstill. Auf einmal: ein gewaltiger Schmatz! Ein Schmatz, so laut, dass einem die Ohren krachen. Einige denken, Nimmersatt hätte gerade jemanden verspeist. Aber nein. Es war ein Kuss! Ja, ein Kuss. Und wie durch ein Wunder läuft der Krebs knallrot, nein, krebsrot an und wird immer röter und röter.

    Delfy denkt: »Iiih! Die hat ihn ja geküsst! Ich werde ganz bestimmt nie ein Mädchen küssen! Bääh, küssen, das ist doch die ekligste Sache der Welt!«

    Der Krebs aber jubelt. »Heute ist mein Glückstag! Jawohl, das ist er. Wir werden heiraten und ihr zwei verrückten Fische seid dazu eingeladen!« Ganz feierlich verkündet er: »Seit Krebse denken können, war noch nie ein Fisch auf einer Krebshochzeit! Das ist eine große Ehre!«

    Naro witzelt: »Wir freuen uns fischig und bringen auch Blauwalmilch mit! Doch jetzt müssen wir rauf, Luft holen.«

    »Luft holen? Ja, aber dann — dann seid ihr ja gar keine Fische? Und wenn ihr keine Fische seid, was seid ihr dann? Fischkrebse oder gar Krebsfische?«

    Als die beiden nach oben schwimmen, fragt Delfy: »Du, Naro, so eine Krebshochzeit ist doch bestimmt etwas ganz, ganz Besonderes?«

    »Bestimmt!«, antwortet Naro.

    »Siehst du?« Delfy schmunzelt. »Vielleicht war es ja DOCH eine Hokuspokus-Muschel!«

    »Oh, Delfy«, kichert Naro, »du bist wirklich ein verrückter Fisch ...«